61 SUNDAY BLUESY SUNDAY

Ohne Titel (noch)

Gestern, am Sonntagnachmittag, spielte ich ein bisschen Bass in meiner Büromansarde. Mir war aus verschiedenen Gründen schön melancholisch zumute. Und wie das dann manchmal so ist, spulte sich plötzlich eine kleine Melodie aus meinen Fingern. Und dann wurde mein alter Fender Bassman 135 plötzlich immer leiser und gab schließlich gar keinen Mucks mehr von sich … damn.

Ich habe den betagten Röhrenamp dann lieber ausgeschaltet. Und den Soundranger angefunkt – mal sehen, was der dazu sagt.

Doch davon wollte ich mich nicht weiter ablenken lassen, denn das kleine Melodiechen gefiel mir. Also spielte ich so lange weiter, bis sie einigermaßen sicher in den Fingern und im Kopf angekommen war. Es fehlt noch ein B-Teil (und vielleicht noch ein C- oder M-Teil), aber es ist so schon ganz ok, finde ich. Um das entsprechende Feeling nicht zu verlieren, nahm ich das dann schnell mal auf:

Dafür habe ich folgendes Setup benutzt:

• Vom Bass in das Boss ’63 Fender Reverb-Pedal für einen Hauch Hall.

• Vom Pedal direkt in das iRig HD 2-Interface.

• Vom iRig ins iPhone und dort in die Apple Musikmemo-App.

• Vom iRig per Kopfhörer ins Ohr.

Am Bass habe ich den Tone-Regler ca. halb zugedreht, um den Sound etwas weicher zu machen.

Ich bin ganz zufrieden mit der Aufnahme. Die Komposition war sozusagen ”noch warm” und keine halbe Stunde alt – so ist die ursprüngliche Stimmung, in der das Stück entstand, noch gut nachfühlbar. Und die Musikmemo-App erstaunt mich immer wieder damit, dass sie sich weitgehend latenzfrei anfühlt – und den Sound meines Selbstschraub-Precisions sehr adäquat abbildet.

Als ich die Aufnahme der Familie unten in der Wohnung vorspielte, fand sie’s auch sehr schön. Was den Amp-Ärger verdrängte und die schöne Melancholie noch schöner machte.

Und was ist jetzt mit dem Fender?

Mal sehen, ob das vielleicht (hoffentlich!) nur eine kaputte Röhre ist. Der Amp ist jetzt rund 40 Jahre alt … Und ich nutze ihn nur noch als Übungs-Amp, was einigermaßen grotesk ist – früher war das ein Top-Profi-Bühnen-Bassverstärker. Aber das Ding wiegt soviel wie ein kleiner Panzer und ist auch so gebaut. Sehr umständlich, unhandlich und nicht mehr ganz zeitgemäß. Aber was für ein mörderisch geiler Sound!

Vielleicht muss ich meinen Vorsatz, mir dieses Jahr nix zu kaufen, doch noch mal überdenken … Am anderen Ende des Bassamp-Spektrums wartet nämlich eine kleine grüne Versuchung auf mich:

Zusammen mit meiner Hartke 12er-Box wäre das doch eine superhandliche Zweitanlage … 😉 Mal sehen!

 

60 BRÜCKENTAG

“With my little thing”

Wie im letzten Beitrag berichtet hat mein Bass Halsweh, was sich durch zunehmendes Scheppern an verschiedenen Stellen auf dem Griffbrett äußert. Der Hals hat sich im Winter offensichtlich etwas gerade gezogen – Holz arbeitet eben. Das kann ja auch so bleiben. Ein  total gerader Basshals wird ja von vielen als Idealform gesehen. Jeff Berlin zum Beispiel möchte gerne einen ”flat neck” – und er muss das wissen. Aber das Scheppern muss weg. Also müssen die Saiten hoch.

Dafür muss ich die Saitenreiter auf der Brücke bewegen, also erst die vorderer Feststellschraube lösen und dann die Reiter selbst hochschrauben. Das hatte ich ja schon mal beschrieben. Aber jetzt habe ich ja ein neues Werkzeug, dass ich bei dieser Gelegenheit gleich mal ausprobieren kann!

Tja. Ich mach’s kurz. Oder, besser gesagt: Das Tool ist zu kurz. Der Ausklapp-Inbus lässt sich von oben zwar ganz gut in die Madenschrauben einführen. Aber die Feststell-Schraube vorne am Saitenreiter ist mit dem Ding nur schwer erreichbar. Manchmal kommt’s eben doch auf die Länge an.

Aber nicht nur auf die: Das Multitool liegt satt und schwer in der Hand – was eine sehr gute Hebelwirkung beim Schrauben ergibt. Die ist vielleicht beim Einstellen des Halsstabs hilfreich. Aber nicht bei der Brücke, da braucht man Fingerspitzengefühl. Dem steht die gute Kraftübertragung aber im Weg. Man schießt sehr schnell und leicht übers Ziel hinaus.

Also nehme ich lieber das mit der Brücke mitgelieferte und mit bloßem (jedenfalls meinem 47jährigem) Auge kaum sichtbare Werkzeug zur Hand:

So geht’s. Die Saitenreiter sind jetzt minimal höher – und das Scheppern in gewissen Bünden ist deutlich weniger geworden. Um das ganz zu eliminieren und die Saiten wieder tiefer legen zu können, müssen die Bünde abgerichtet werden. Dafür mache ich alsbald mal einen Termin beim Profi.

Übrigens: Diese Einstellarbeiten möchte man mit dieser Brücke wohl eher nicht eben schnell auf einer dunklen Bühne kurz vorm Auftritt erledigen. Dafür sind andere Brückenmodelle vielleicht besser geeignet. Aber klanglich ist diese hier eben top – weil sie durch das feste verschrauben aller beweglichen Teile nirgendwo rappelt und Energie verschwendet. Das will ja auch keiner.

Also immer schön den winzigen Inbus einpacken. Und jetzt alle mitsingen:

”I’m a piccolo man
I’m a piccolo fan
With my little thing
There is no place I haven’t been!”

 

 

 

 

 

 

 

59 BASS TO THE ROOTS

Das ”Bass Shop”-Syndrom.

Ich war 17, als ich das erste Mal in den USA war. Ich spielte da bereits ein paar Jahre Gitarre und hatte rund eineinhalb Jahre vorher meine Bass-Berufung gefunden. Also war ich höchst erfreut, dass ich selbst in der ländlichen Südstaaten-Kleinstadt, in der ich den Sommer über viel Zeit verbrachte, an gleich mehreren Ecken über Ladenlokalen Schilder mit der Aufschrift ”Bass Shop” entdeckte.

Und warum war ich dann trotzdem in keinem einzigen dieser Läden? Nun ja. Weil „Bass“ in diesem Fall für mich ein false friend war. Und ich nun wirklich kein Interesse an Sportangeln hatte.

Und warum erzähle ich diese Geschichte – hier und heute? Wollte ich nicht endlich den dritten Teil meines Berichts über die Goldene Blogger-Preisverleihung in Berlin schreiben?

Äääääähm … über die was, bitte?

Genau. Das ist jetzt eineinhalb Monate her. Ancient history also, was Netzzeitrechnung angeht. Infekt- und Arbeitswelle sind darüber hinweggefegt, jedenfalls bei mir. Ich hatte zwar schon fast alles ziemlich genau im Kopf, was ich da noch schreiben wollte … Aber wer will das jetzt noch lesen? Und ich will es auch gar nicht mehr schreiben. Denn ich will BASS TO THE ROOTS meines Blogs. Obwohl ich natürlich immer noch kaum Zeit dafür habe, weil soooo viel andere soooo wichtige Dinge zu erledigen sind. Doch kürzlich erinnerte mich ein kluger Mensch an folgende (wohl japanische) Weisheit:

”Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg.”

 

Und, klar, genau deshalb auch die Geschichte vom ”Bass Shop”. Sie belegt nämlich schön eine weitere Weisheit, die ich ebenfalls sehr einleuchtend finde (und deren Ursprung nicht so ganz genau geklärt ist):

”We do not see things as they are. We see them as we are.”

 

Ich möchte sehr gerne wieder überall Bass Shops sehen. Und mir vorstellen, dass da überall die tollsten Bässe bereitstehen, angetestet zu werden. Und ich möchte über meine Bass-Begeisterung und die fortlaufende Geschichte meines selbst zusammengeschraubten Basses schreiben. Und weniger über Nominierungen und was alles damit zusammenhängt. Ich habe die Blogger-Szene als sehr disparate Gruppe interessanter und netter Menschen kennen gelernt, die nach meinem Empfinden sehr, sehr viel Zeit damit verbringen, sich … tja, mit der Blogger-Szene zu beschäftigen. Und das … Hey, Moment, da bin ich schon wieder fast reingefallen … Es ist wie ein bunter Kreisel mit hypnotischer Anziehungskraft … Captain Kirk, hilf! MUST … RESIST … BLOGGING … ABOUT BLOGGING!

Ich werde meinen Blick also wieder auf meinen Bass fokussieren. In etwa so:

Was man hier wirklich sehr schön nicht sieht, ist der Anlass für die nächsten Kapitel von ”Tim schraubt Bass”: Mein Bass hat Halsweh! Im ach so kalten Winter 2018 hat sich der Hals ein kleines bisschen gerade gereckt. Erst war das toll – weil die Saitenlage schön flach wurde. 😉

Dann schepperte das G# im ersten Bund der G-Saite. Und dann das B im ersten Bund der A-Saite. Und überhaupt: viel mehr Scheppern. Überall. Hm.

Was mir dadurch klar wurde: Die Saitenlage könnte durchaus niedriger sein. Nicht zu niedrig, das mag ich nicht. Aber etwas mehr Komfort beim Spielen ist ja auch ganz schön. Doch dafür müssten auf jeden Fall die Bünde abgerichtet werden. Von einem Profi. Was auch von Anfang an klar war, dass das irgendwann sinnvollerweise gemacht werden sollte.

Tja. Was heißt das jetzt?

Ganz eindeutig: HURRA! Es gibt was zu tun! Und was darüber zu schreiben!

In diesem Sinne: Bis bald!