03 ALTERNATIVE NATION

Ein Satz mit Bass

Wer sich wie ich einen Bass selbst zusammenschrauben möchte, kann dafür auf eine erstaunlich große Auswahl zurückgreifen. Nicht nur an einzelnen Parts, sondern auch an komplett montagefertigen Bausätzen. Die zum Teil verdächtig preisgünstig sind. Ein paar Beispiele:

Bei Rockinger, denen man in Sachen Qualität der Teile wohl durchaus vertrauen darf, gibt es allerdings nur Gitarren-Bausätze – die Rockinger Professional Guitar Kits.

Die großen Online-Shops für Musikinstrumente bieten auch Bausätze. Allen voran Thomann mit der Hausmarke Harley Benton. Unter anderem gibt’s da auch einen Bausatz für einen P-Bass. Und ich muss zugeben, dass dieser Bausatz die Inspiration für mein Projekt geliefert hat. Es gab (und gibt) allerdings ein Detail dabei, dass mich misstrauisch macht: der Preis. Ganze 89,- Euro. Für den kompletten montagefertigen Bausatz. Wie kann das möglich sein?

In diesem Preisbereich  bekommt man sonst vielleicht gerade mal einen (!) vernünftigen Preci-Pickup oder eine vernünftige Bassbrücke. Aber von Harley Benton einen kompletten Bausatz. Die Bewertungen im Online-Shop lesen sich zwar ganz OK, aber wer vertraut schon auf solche Texte? Andererseits: Für 89,- Euro kann man nicht viel falsch machen – oder?

Für das Jazz Bass-Pendant des Bausatzes gibt es auf Bonedo sogar einen wohlwollenden Artikel und Test. Und die dort verfügbaren Soundbeispiele hören sich durchaus überzeugend an. Aber ich bin trotzdem nicht überzeugt, dass dies mein Weg zum Bass-Glück ist. Und auch Experten haben mir aus Erfahrung davon abgeraten – davon später mehr.

Allerdings werde ich mir demnächst mal die online verfügbare Bauanleitung für den Harley Benton Preci-Bausatz genauer anschauen. Könnte aufschlussreich sein.

Hier noch kurz zwei weitere Bausatz-Alternativen:

Im Music Store gibt es einen Jack & Danny DIY Bausatz P-Style. Für 88,- Euro. Das Montage-Video sieht interessant aus – aber leider wird ein wichtiges Detail am Ende unterschlagen: Wie klingt der Bass?

Dann habe ich noch den ML-Factory-Gitarren-Shop entdeckt. Sehr spannend, was es da alles gibt! Vor allem Bass-Bausätze in erstaunlicher Vielfalt. Und zu erstaunlichen Preisen; es geht bei rund 160,- Euro los.

Doch mein Weg ist auch das nicht … Außerdem klingelt es gerade an der Tür. Mein Bausatz ist da! Beim nächsten Mal gibt’s Einzelteile zu sehen!

 

 

 

 

02 TENTATIVE DECISIONS

„Let me make clear my best intentions“

Ich habe lange gezögert, mein Bassbauprojekt anzufangen. Aber wie komme ich überhaupt darauf, einen Bass selbst zusammenschrauben zu wollen? Sagen wir mal so:  Die Aussichten für den Erfolg eines solchen Projekts waren nie besser als heute. Denn die Verfügbarkeit der dafür benötigten Teile ist heute sehr gut. Mein Vergleichshorizont ist dabei die Zeit, in der ich anfing, Gitarre und Bass zu spielen – also die Mitte der 1980er.

Es gab damals in Deutschland vor allem Rockinger in Hannover, die Teile für Gitarren und Bässe anboten. Was ich auch schon früh für diverse Umbauprojekte meiner Instrumente in Anspruch nahm – später mehr dazu. Von Rockinger gab’s auch das tolle Booklet „Das Manual“, in dem so ziemlich alles drinstand, was für Service, Wartung und Modifikation von Gitarren und Bässen wichtig ist. Die meisten Inhalte sind heute online bei Rockinger abrufbar. Über Rockinger erfuhr ich dann auch von Formentera Guitars. Tolles Konzept: Im Urlaub ein eigenes Instrument bauen. Für mich damals aber aus Zeit- und Geldgründen noch kein Thema. Heute glücklicherweise nur noch aus Zeitgründen. 😉

Außerdem hatte ich mir 1988 bei meinem ersten USA-Besuch dieses Buch gekauft:

Ein Klassiker der globalen Gitarrenbauszene, wie ich später lernte. In Neuauflagen immer noch gebraucht erhältlich. Und in meiner Paperback-Ausgabe von 1987 offenbar so gesucht, dass ich es wohl besser behalte und gut behüte. 😉 Ein tolles Buch, das aber sehr viel handwerkliches Können und Wissen voraussetzt. Oder den Willen, sich beides anzueignen. In allen Fällen Fehlanzeige bei mir. Handwerklich bin ich schon familiär wenig vorbelastet und hatte selten die Gelegenheit, da irgendwelche Fähigkeiten zu erlernen oder auszubauen.

Aber es entstand auf Basis all dieser Infos und Erfahrungen schon damals dieser Grundgedanke in meinem Kopf: „Man kann sich also durchaus selbst eine Gitarre oder einen Bass bauen. Nach den eigenen Vorstellungen. Und irgendwann mache ich das bestimmt auch mal!“

„Decide, decide – make up your mind“

Neben Formentera Guitars gibt es heute auch eine Menge weiterer Angebote, sich unter professioneller Aufsicht und Anleitung ein Instrument selbst zu bauen. Jeden falls eine E-Gitarre oder einen E-Bass. Die DIY-Klavierbauszene wartet übrigens  noch immer auf vergleichbare Möglichkeiten.

Zwei Beispiele: Die Instrumentenmanufaktur BassLine in Krefeld bietet Workshops, in denen man einen eigenen Bass bauen kann. Sogar mit zwei Optionen: Bei „Build your Bass (Paket A)“ wird ein Viersaiter im Fender Jazz Bass-Stil gebaut, mit zahlreichen Variationsmöglichkeiten. Wer es ganz individuell möchte, bucht „Build your Bass (Paket B)“ und kann seinen Traumbass von Grund auf  selbst konzipieren und bauen. Außerdem gibt es in Hannover die Gitarrenwerkstatt Stratmann Originals, die ebenfalls ein Workshopangebot zum angeleiteten Selbstau von Gitarre oder Bass bietet.

Es gibt sicherlich noch mehr Angebote in ganz Deutschland. Aber ich will zum Bassbauen nicht extra nach Hannover oder Krefeld (schöner Zufall, diese Aufnahme), ich will in Münster bleiben.

Also habe ich mich entschieden, mir die Teile online zusammenzustellen. Und zu Hause selbst zusammenzuschrauben. Der erste Teil war dabei relativ einfach – mehr dazu demnächst. Bitte nicht zögern, bis dahin folgenden Link zu klicken und das tolle, aber zu wenig gewürdigte Bassspiel von Tina Weymouth genießen: „Tentative Decisions“ !

01 BASSICS

Because I can.

Bevor es richtig los und ins Detail geht, beantworte ich mir selbst ein paar grundsätzliche Fragen. Und rechtfertige damit auch die Existenz dieses Blogs! 😉

Warum einen Bass zusammenschrauben?

Im Rock-Star-Modus formuliert: Because I can. Oder, genauer gesagt: Ich will als handwerklich eher unbegabter Mensch mal ausprobieren, ob ich das kann – und wie das Ergebnis dann wird. Natürlich, ich habe schon so einige Bässe … Seit dem Kauf meines ersten Basses (ein Vantage VP795B, zu sehen unten) am 9. Februar 1987 (ja, ich habe die Quittung noch) ergab sich noch die eine und andere Kaufgelegenheit. Insgesamt sechs sehr unterschiedliche Bässe stehen und hängen hier bei mir in meinem Mansarden-Studio herum. Vielleicht stelle ich sie alle mal kurz vor, denn es gibt natürlich zu jedem eine Geschichte.

Warum einen Precision Bass zusammenschrauben?

Apropos Geschichte: Die des E-Basses fing mit dem Fender Precision Bass an.  Die Bedeutung dieses Urmodells fasst Wikipedia treffend zusammen: „the first electric bass to earn widespread attention and use, remaining among the best-selling and most-imitated electric basses with considerable effect on the sound of popular music ever since.“ Jeder, der seit den 1950er Jahren schon mal Radio gehört hat, hat auch den Sound eines Fender Precision gehört.  Denn er war lange Zeit einfach nur der E-Bass.  Auf vielen Plattencovern stand bis in die 1970er meist nicht  so etwas wie „Carl Radle, bass“ – sondern „Carl Radle, Fender bass“. Und einen Precision habe ich bisher eben noch nicht. Aber mag diese Urform des E-Basses optisch und konzeptionell sehr gern. Also her damit.

Und warum darüber bloggen?

Hab ich denn sonst nix zu tun? Doch, mehr als genug. Als Familienvater und selbständiger Werbetexter erfreue ich mich einer in jeder Hinsicht hohen Auslastung. Mit Betonung auf „freue“. Ich schreibe auch oft für diverse Agenturen und Kunden Blogtexte. Wird ja immer wichtiger, sagen viele. Falls sich dieses „Internet“ dann auch langfristig durchsetzt.

Aber ein eigenes Blog zu konzipieren und zu führen, wenn auch nur als ein zeitlich begrenztes Projekt, das ist Neuland für mich. Also sehr reizvoll. Ich mache damit zwar meinen Beruf zum Hobby, aber ich verlängere damit auch bewusst den Genuss an meinem Bassbauprojekt.

So what’s going on?

Soweit ein paar grundsätzliche Gedanken zum Projekt – demnächst geht’s dann mehr ins Detail. Jetzt schalte ich rüber zu einem der ersten Giganten am Precision, James Jamerson, und Marvin Gaye – „What’s going on“ live!

PS: Tim’s first bass: