32 ANSPITZER

Alles muss runter

Jetzt fängt der Part an, auf den ich mich am meisten gefreut habe: das Setup des Basses. Ich arbeite mich von außen an dieses Thema ran – also erst Optik, dann Akustik.

Der erste Schritt: Die Folie muss weg! Das Pickguard ist immer noch von einer transparenten Schutzfolie bedeckt. Die muss runter – das wollte ich auch aber erst machen, wenn alles andere weitgehend fertig ist. Übrigens bin ich ein notorischer Foliendrauflasser … Bei meinem Fender MIJ Jazz Bass war die Folie fast 20 Jahre auf dem Pickguard … 😉

So sieht’s jetzt aus:

Unschön  Also den Rand aufgeknibbelt und runter damit!

Ups, da bremst was … Hätte wohl besser erst die Potiknöpfe abgezogen und die Anschlussbuchse abgeschraubt …

Das hole ich schnell nach … und dann ist auch die Folie endlich vollständig weg!


Yeah! Das sieht doch gleich viel besser aus …

Aber braucht mein Bass dann vielleicht noch ein Branding? Ist ja jetzt komplett ohne Hinweis auf den Erbauer (Erschrauber?). Aber das lässt sich ändern!

Ich habe ja schließlich ein eigenes Logo. Für meinen Marktauftritt als selbständiger Werbetexter. Das könnte man ja dafür nutzen. Und ich habe sogar Aufkleber bzw. Klebefolie mit meinem Logo – hatte ich mir mal zum Branden meines Dienstfahrrads machen lassen (andere Geschichte).

Die Aufkleber sehen so aus:

Die Folie ist transparent, Logo & E-Mail-Adresse sind schwarz gedruckt. Da schneide ich mir schnell mal ein Logo aus:

Und dann fummele ich behutsam die Folie auf, appliziere den Aufkleber möglichst gerade und vorsichtig auf das Pickguard, parallel zu den Saiten, streiche ihn zärtlich, aber druckvoll glatt – und staune dann über den Effekt (schwarz auf schwarz):

Ja. Genau.

Sieht total scheiße aus.

Schnell wieder runter damit.

Das Thema Branding verschiebe ich dann wohl auf ein anderes Mal.

Aber die Optik meines Basses ist auch so ziemlich gelungen. Finde ich. Sogar sehr. Also veranstalte ich spontan ein kleines Foto-Shooting. Dort, wo ich das Ding zusammengeschraubt habe.

Die Bilder gibt’s morgen!

 

 

31 HAPPY DAY

Without your space helmet, Dave?”

Es ist soweit! Dave Sustain alias Sound Ranger hat Zeit, sich meinen Bass vorzunehmen – und den Sattel zu feilen. Hurra! Er hat gerade die Aufnahmen für die neue Platte seiner Band Long Distance Calling abgeschlossen, ist – wie immer – brillant gelaunt und grüßt mich mit seinem unvermeidlichen ”Moinsen!” an der Tür seiner Werkstatt, die sich passenderweise im gleichen Haus wie die von Helliver befindet. Talking ’bout Synergieeffekte!

Und so befindet sich Oliver, der Mann hinter Helliver, auch gerade in einem Beratungsgespräch mit einem Klienten, der zunächst Kunde bei Dave war – um dann im vorderen Bereich des Hauses, Hellivers Showroom, hängen zu bleiben. Denn da muss man durch, um zu Dave zu kommen. Marketing by architecture!

Ich konnte bisher der Versuchung widerstehen und bin deshalb (leider) noch kein stolzer Besitzer einer Helliver. Aber ich habe ein paar der wunderschönen Gitarren immerhin schon in der Hand gehabt und ausprobiert … und betrachte es als Beweis meiner ungeheuer großen Willensstärke, dass ich sie wieder aus der Hand gegeben und nicht gleich gekauft habe. Es sind einfach fantastische Instrumente. Fragt mal Herrn Gibbons!

Zu Oliver / Helliver vielleicht später noch ein Satz … Jetzt geht’s erstmal um meinen Bass!

Rauf auf Daves Arbeitstisch damit. Er hat wohl das eine oder andere Werkzeug mehr als ich:

Allein die (japanischen) Bundfeilen, mit denen er dem Sattel gleich beherzt & behutsam zu Leibe rückt, liegen preislich wohl bei mehr als 200,- Euro. Tools für Profis eben, nicht für Gelegenheitsbassschrauber wie mich.

Es geht los – ritsche, ratsche …

… und immer schön prüfen & nachmessen dabei:

Dave ist sehr routiniert und konzentriert bei der Sache. Ein gutes Gefühl. Und noch einmal eine ganz klare Bestätigung für meine Entscheidung, den Fachmann an den Sattel zu lassen (wie es ja auch Mr. Dingwall eindringlich geraten hat) und nicht selbst daran zu feilen.

Das geht alles erstaunlich schnell. So dass Dave schon bald mit dem Bass auf dem Schoß alles nochmal kritisch (zu sehen an der Stirnfalte) prüft & testet:

Und … Tada … er ist zufrieden! Hurra!

So sieht’s jetzt mit der Saitenlage aus:

Zum Vergleich:

Ein ganz anderes Bild … 😉

Dave hatte aber auch noch mal kräftig den Halsstab angespannt – jetzt ist der Hals sehr gerade und die Saitenlage in einem normalen, gut bespielbaren Bereich. Wahrscheinlich kann der Shim jetzt sogar wieder raus, mal sehen.

Beim kurzen Antesten des Basses ist Dave vom Sound ganz angetan. Was ihm auf Anhieb aber nicht so gut gefällt, ist die Verarbeitung der Bundstäbchen. Da gäbe es wohl noch Optimierungspotenzial. Vor allem, falls sich beim weiteren Einstellen des Basses herausstellen sollte, dass die Bünde abgerichtet werden sollten / müssen. Wir werden sehen.

Aber ansonsten: alles prima! Gute Laune!

Um eine kurze Prüfung bitte ich ihn noch: Habe ich bei der Verdrahtung der Elektrik alles richtig gemacht – und funktioniert die Stegerdung?

Der Bass kommt zurück auf dem Tisch – und Dave appliziert kühl glänzende, spitze Messfühler an empfindliche Stellen:

Dann sagt er ”0,0 – so will ich das haben!”

Was auch immer das genau heißen mag, für mich übersetzt sich das einfach in ”Alles richtig gemacht!” 😉

Sehr glücklich spiele ich auch kurz ein paar Töne (nicht für die Nachwelt aufgezeichnet) und bin … ja, doch: hingerissen von meinem Bass! Er spielt sich jetzt fantastisch – und klingt auch so!

Doch dann lädt mich Dave ein, noch ein paar mehr Töne zu hören – und veranstaltet spontan eine Pre-Listening-Session mit den weitgehend fertig abgemischten Tracks der neuen Long Distance Calling-Platte.

Was soll ich dazu sagen … vielleicht ”Geil, geil, geil!”?

Bin begeistert und freue mich schon auf die Veröffentlichung. Dauert aber wohl leider noch ein paar Monate. Aber bis dahin habe ich ja auch noch mit meinem Bass eine Menge zu tun. Einstellen, testen, Aufnahmen machen und darüber schreiben. Yeah!

Am Ende garniert Oliver den gelungenen Tag noch mit einer spannenden Info, die mich äußerst erfreut. Aber auch besorgt. Irgendwie. Aber cool ist / wird das auf jeden Fall. Bin aber natürlich in keinster Weise ”authorized to tell you”, also müssen wir alle auf die offizielle Verlautbarung warten. Vielleicht schreibe ich dann auch was darüber …

Und zum Schluss noch eine Premiere: das erste ”PS” auf ”Tim schraubt Bass”!

PS: Mein Freund Ralf Heimann war so nett, meinen Blog auf Twitter weiterzuempfehlen.

Das hatte dann gleich Folgen:

Ralf hat mich dann netterweise wirklich nominiert. Vielleicht hat noch jemand Lust dazu? Wie das geht, weiß ich auch nicht genau … aber hier gibt’s mehr Infos: http://die-goldenen-blogger.de

Daaaaanke! 😉

30 INTERLUDE

”With great Incompetence comes great Responsibility.”

Einmal tief Luft holen. Hey, der Bass ist fast fertig! Bevor ich den Sattel vom Sound Ranger feilen und den Bass damit bespielbar machen lasse, passt es wohl ganz gut, kurz zurück und nach vorne zu blicken. 

So fing es an:

So ging es weiter:

So sah es dann mit dem ersten Satz Saiten aus:

Und jetzt ist das Ding fast fertig … !

Als Zwischenfazit kann ich nicht genug betonen, wie viel Spaß mir das Bassbauprojekt bisher gemacht hat. Und wie viel ich dabei schon gelernt habe. Außerdem bin ich mit dem bisherigen Ergebnis mehr als zufrieden – denn der Bass fühlt sich schon sehr gut an und klingt – trotz hoher Saitenlage – wirklich schon sehr gut!

Den wichtigsten Lerneffekt hat mir allerdings das Detail gebracht, an dem ich zuletzt ”gescheitert” bin: das Feilen des Sattels. Da bin ich an meine Grenzen gestoßen – und habe eingesehen, dass es überhaupt nicht sinnvoll wäre, diese Grenze zu ignorieren.

Mein Projekt habe ich ja aus gutem Grund ”Tim schraubt Bass” genannt. Und nicht ”Tim baut Bass” – oder ”Tim feilt Bass”.

Ich habe mit fertigen Bauteilen gearbeitet. Und nicht Hals & Body selbst aus Rohlingen gefräst und geschliffen, das Griffbrett selbst bundiert und die Bünde abgerichtet. Ich habe auch keine feinmechanischen Teile (Tuner, Brücke etc.) an meiner nicht vorhandenen Werkbank mit meinem nicht vorhandenen professionellem Werkzeug hergestellt. Oder aus selbstgezogenem Kupferdraht Pickup-Spulen gewickelt.

Deshalb wäre es jetzt unklug, eher sogar vermessen, zu sagen: Ich will alles selber machen, denn es soll mein Bass sein – also feile ich auch den Sattel selbst.

Allein das dafür notwendige Werkzeug würde noch einmal eine nicht unerhebliche Investition bedeuten. Und wenn dann etwas schief geht – was sehr, sehr wahrscheinlich ist – kämen noch Kosten für einen neuen Sattel-Rohling etc. dazu.

Ich halte es für besser, die (engen) Grenzen meiner handwerklichen Kompetenz zu akzeptieren. Auch im Sinne des Ergebnisses – das ja möglichst optimal sein soll.

Und trotzdem wird es – ist es – mein Bass. Ich habe die Teile zusammengestellt, wofür schon viele, viele Entscheidungen notwendig waren, ich habe die Hölzer bearbeitet, Löcher gebohrt und alles miteinander verschraubt. Und bin jetzt schon ein bisschen Stolz auf mich. Wer viel handwerkliche Erfahrung & Routine hat, wird das vielleicht nicht verstehen – aber ich war bei den einzelnen Arbeitsschritten manchmal doch sehr, sehr nervös. 😉

Aber jetzt geht’s weiter: Der Termin mit Dave ist gemacht. Ich freue mich schon – vor allem, weil das Projekt damit natürlich noch lange nicht abgeschlossen sein wird. Im Gegenteil: Der Spaß geht ja dann erst richtig los!

Schönes Wochenende und bis nächste Woche …