69 BLACK VS. BEAUTY (Teil 2)

What the hack?

Nach dem theoretischen Vorgeplänkel zum Thema Saitenwechseln beim E-Bass jetzt die praktische Fortsetzung – und die kurze Zusammenfassung & Wertung meiner weiteren Erfahrungen mit den DR Black Beauties.

Das Wechseln der Saiten funktionierte prima. Und wo ich schon mal dabei war und die alten Saiten runter waren, habe ich dann auch tatsächlich den Bass etwas gepflegt. Und eine erstaunliche Entdeckung gemacht.

Wie ich Anfang des Jahres schon im ersten Fazit meines Schraubprojekts geschrieben hatte, war der geölte & gewachste Hals mittlerweile leider schon etwas angeschmuddelt. Muss man nicht schlimm finden, schön ist es aber auch nicht. Einer Eingebung folgend (was handwerklich gesehen bei mir zugegebenermaßen etwas riskant ist 😉 ) nahm ich mir mein Fläschchen Fender GUITAR Polish zur Hand, sprühte etwas davon auf einen Lappen, rieb damit die schmuddelige Halsrückseite ab – und dann mir die Augen (not!): Ich hatte den Schmutz plötzlich nicht mehr am Hals, sondern im Lappen!

Darüber hinaus fühlte sich der Hals auch wieder sehr angenehm flutschig an – nicht klebrig, nicht spackig und irgendwie wieder ”neu”. Begeisterung!

Auch ein, zwei andere Schmuddel-Stellen (z. B. im Bereich Brücke / Gurtknopf) erstrahlten auf diese Weise wieder in frischem Holzglanz. Ist das jetzt ein Bass-Life-Hack? Das Zeug ist ja eigentlich für lackierte Instrumente gedacht … Egal. Es funktioniert. Das reicht mir.

Jetzt schnell die tiefschwarzen Saiten aufgezogen und einen weiteren Trick verwenden, den mir mal ein Bassist auf Facebook gab: Die von oben eingehängten Saiten in der Brücke mit Krepp-Band fixieren, dann flutschen sie nicht dauernd raus. Cool!

Optisch echt super, die Saiten, oder?

Und der Sound?

Tja. Ich mach’s mal kurz: Erst herrschte auch hier Begeisterung über den schönen Klang der teuren Saiten. Saubere Bässe, rund, nicht so höhenbetont, aber schön ”schmatzig” und mit entspannt knurrenden Mitten und Tiefmitten.

Haptisch kam mir die schwarze Beschichtung etwas bremsend vor. Daran habe ich mich aber schnell gewöhnt. Auch im Proberaum setzte sich der Bass mit den neuen schwarzen Saiten schön durch.

Aber dann … 

Es dauerte leider gar nicht lang, nur wenige Wochen, da klangen die edlen Saiten gar nicht mehr edel. Und fühlten sich stumpf und tot an. So wie damals bei dem ersten, ursprünglichen Versuch. Und das bei beschichteten Saiten, die ja eigentlich länger halten sollten. What the heck???

Eine echte Enttäuschung. Ich habe die Saiten dann noch ein bisschen weiter gespielt; im Band-Kontext ging’s noch einigermaßen, aber der Fall war für mich klar: Das sind nicht die richtigen Saiten für meinen Schraubbass – und vielleicht sogar sowieso & überhaupt keine empfehlenswerten Saiten.

Schade. Optisch top, klanglich hopp. Letztendlich für die Tonne.

Wieder was gelernt! Aber welche Saiten kamen danach drauf? Und wie waren die? Und warum war ich dann im Sommer noch mal beim Sound Ranger in der Werkstatt? Und was ist eigentlich aus dem plötzlich tonlosen Fender Bassmann 135 geworden? Stay tuned! (Und jedes Mal, wenn ich das schreibe, macht die Autokorrektur ”tuend” daraus – passt aber auch.)

68 BLACK VS. BEAUTY (Teil 1)

”The Funk is in the Funk!”

Nachdem der Bass im April endlich perfekt abgerichtete Bünde bekommen hatte, wurde es im Mai dringend Zeit für einen Saitenwechsel. Bassisten sind ja als notorische Wechselmuffel bekannt – berühmte Beispiele dafür sind James Jamerson (”The funk is in the funk!”) und Bernard Edwards. Da reihe ich mich gleich einfach mal mit ein. 😉

Basssaitensätze sind teuer. Jedenfalls viel teurer als zum Beispiel Gitarrensaiten. Das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass die meisten Bassisten selten die Saiten wechseln. Es gibt aber noch ein paar weitere Faktoren, die das Phänomen m. E. erklären:

• Basssaiten reißen relativ selten, sobald man halbwegs heil durch die Phase ”Ich übe Slappen mit so dünnen Saiten wie Mark King” gekommen ist.

• Das Spielgefühl von Basssaiten wird mit der Zeit nicht unbedingt schlechter; viele Bassisten mögen das Gefühl etwas älterer, eingespielter Saiten sogar lieber unter den Fingern haben.

• Auch der Sound etwas älterer Saiten wird oft als etwas wärmer und ”runder” empfunden. Wahrscheinlich, weil die Höhen gedämpfter sind und die Mitten und Tiefmitten stärker hervortreten (jedenfalls bei den meisten Markensaiten). Die Bassanteile des Saiten-Sounds bleiben erfahrungsgemäß längere Zeit erhalten – und im Band-Kontext sind das üblicherweise sowieso die einzigen, die wirklich wahrgenommen werden. 😉

• Und sowieso: ”Außenstehende” (Gitarristen, Schlagzeuger, Musiker, Ehepartner) hören eh keinen signifikanten Unterschied zwischen neuen und alten Saiten, wenn man mal eine qualifizierte Meinung abfragen will. Seufz.

• Saitenwechseln macht Arbeit. Nicht nur durch das Saitenwechseln selbst – denn jeder Wechselprozess gibt eben auch die Gelegenheit zu weiteren Wartungsarbeiten wie Lack- und Griffbrettpflege oder das Überprüfen von Schrauben. Eine Gelegenheit, die Bassisten dann doch sehr gerne mal verpassen. Zumal es ratsam ist, bei jedem Saitenwechsel (vor allem, wenn man die Saitenstärke, -art oder Marke wechselt) auch mindestens die Halskrümmung und die Intonation (”Bundreinheit”) zu prüfen und anzupassen  – Einstellarbeiten, die für manche eher ein Angstthema sind. Deshalb die Devise vieler: ”Never change a running System!”

Und wann sollte man dann wechseln?

Grundsätzlich bleibt das Geschmacksache, aber ein paar Anzeichen für einen dringen notwendigen Saitenwechsel gibt es schon:

• Die Saiten sind mechanisch beeinträchtigt (Dellen, Korrosion, aufgeribbelte Umwicklung etc.).

• Die Saiten lassen sich nicht mehr richtig stimmen (wenn einem das wichtig ist oder man überhaupt weiß, wie das geht).

• Der Bass klingt total scheiße – und es liegt nicht daran, wie du spielst.

• Die Saiten stinken (wer ihn schon mal in der Nase hatte, vergisst den Geruch nie).

Und was ist mit Auskochen?

Habe ich als Schüler oft gemacht (ungefähr so – nur ohne Ofentrocknung). Um Geld zu sparen. Funktioniert auch ganz gut, denn das kochende Wasser löst den Schmutz (Fett, Hautpartikel & nicht mehr identifizierbare Substanzen), der sich mit der Zeit in den Rillen der Saitenumwicklung sammelt und die Saitenschwingung dämpft. Andere – wie James Jamerson – nennen diesen Schmutz allerdings ”Funk” und schätzen ihn als (lebendigen! würg …) Bestandteil ihres Sounds. Nun ja.

Ich bin heute etwas solventer und koche die Saiten nicht mehr aus. Finde das aber immer noch legitim. Aber unbedingt daran denken: NUR DIE SAITEN AUSKOCHEN – NICHT DEN GANZEN BASS!

Und was ist mit FAST-FRET?

Ich benutze das Zeug schon seit den 80ern. Und es hilft meiner Erfahrung nach tatsächlich, den Saitensound länger zu erhalten bzw. den Alterungsprozess der Basssaiten zu verzögern. Auch das Spielgefühl ist flutschiger – muss man allerdings mögen.

Und diese beschichteten Saiten?

Ja, die kann ich auch empfehlen, weil die dem Haften bleiben des ”Funk” in den Saiten aufgrund der Beschichtung effektiv entgegenwirken. Habe ich vor ein paar Jahren mal offiziell getestet und dafür erfreulicherweise gleich drei Sätze Elixier NANOWEB®-Basssaiten bekommen. (Wobei ich übrigens auf den Geschmack gekommen bin, über bassistische Themen zu schreiben, was ja knapp zwei Jahre später zu diesem Blog führte und werweißwohinnoch ….)

Beschichtete Saiten – da war doch auch mal was mit dem Schraubbass? Genau: Die ersten Saiten, die ich letztes Jahr nach dem Zusammenschrauben aufgezogen hatte, waren teure und angeblich ”edle” DR BLACK BEAUTIES. Mit dem Ergebnis war ich aber ziemlich unzufrieden, wie treue Leser dieses Blogs jetzt natürlich sofort einwerfen werden. 😉

Die D- und die G-Saite klangen schlapp, pappig und doof. Ärgerlich, aber ich war mir nicht sicher, ob ich beim Aufziehen einen Fehler gemacht hatte oder die Saiten einfach zu lange rumgelegen hatten (mehrere Jahre). Ich hatte dann doch lieber Rotosounds aufgezogen und war sehr viel zufriedener.

Aber ich wollte den DR-Saiten noch eine Chance geben. Und habe neue bestellt. Schließlich fand ich sie damals zumindest optisch sehr passend:

Und weil’s ums Saitenwechseln geht, nutze ich jetzt gerne die Gelegenheit, alles Weitere rauszuzögern …

Demnächst im noch spannenderen, aber weniger theoretischen zweiten Teil von ”BLACK VS. BEAUTY”: Alles wird sauber! Stay tuned …