108 JAZZ SPASS (Teil 4)

Endlich Bass Neues

Millionen – ach, was sag ich: Milliarden Zuschriften haben mich erreicht. Flehend, bittend: Wann? Kommt? Die? Auflösung? Des? Schrauben-2.0-Projekts? Ta-daa: Jetzt. Better late than never. Oder? Ist ja immer noch ein Nebenbei-Projekt, das alles hier. Und für Nebenbei war einfach wenig Zeit. Aber jetzt. JETZT kommt der Abschluss der Jazz-Bass-Saga – enjoy!

Im letzten Teil hatte ich berichtet, wie der Bass im Prinzip schon fertig zusammengeschraubt war. Und dass alles supergut funktioniert hatte. Ich nutzte dabei zunächst die mit dem Body mitgelieferte Brücke, einen simplen, Fender-typischen Blechwinkel. Denn der war schon passend mit dem Body verschraubt. Ich hatte aber irgendwann schon mal eine deutlich massivere Version des Blechwinkels besorgt, die auf den neuen Schraubbass sollte:

Massive Töne. Hoffentlich.

Daraus ergaben sich eins, zwei, drei kleine Probleme:
1) Die Bohrungen im Body passten nicht exakt zu dieser Brücke.
2) Die Bodenplatte der Brücke ist deutlich höher als beim vorhandenen Blechwinkel.
3) Die Positionierung der Brücke auf den vorhandenen Bohrlöchern bedingt leichte Intonationsprobleme.

Wie ich aus Erfahrung (vgl. die Blogartikel 1-107) weiß, bringt man als Hobbyschrauber bei solchen Frickeligkeiten am besten jemanden mit entsprechenden Fachkenntnissen ins Spiel. Was in diesem Fall hieß: Es wurde mal wieder Zeit, auf ein Gläschen Wein in Olivers Werkstatt zu fahren!

Werk statt Murks

Und schwups! bzw.: schwips! waren die drei kleinen Probleme behoben.

Das ist natürlich nur der Schnelldurchlauf. Die Brücke musste tatsächlich etwas nach hinten versetzt, die alten Bohrungen gefüllt & neue gemacht werden. Aber dann war alles gut! Bzw. eher: Richtig super! DANKE, Oliver!!

Dafür baue ich an dieser Stelle gerne einen kleinen WERBEBLOCK ein – denn es gibt was tolles (!!) Neues aus Olivers Werkstatt zu berichten:

All that Jazz

Der Material- und Teile-Mix des ”Fendersteins” erwies sich als klangtechnisch äußerst potent. Besaitet hatte ich ihn zunächst mit alten Elixir-Saiten, die ich noch rumliegen hatte. Schon rein akustisch ergab das einen sehr präsenten, lauten und kräftigen Ton. Der von den alten original Fender-PUs aus meinem Fender MIJ ”Foto Finish” Jazz Bass (Mitte 1990er) sehr präsent, laut und kräftig wiedergegeben wird. Nice!

Ach so, ihr wollt das auch hören? Klar. Hier eine repräsentative Aufnahme, quick & clean eingespielt. In der Reihenfolge: Fingerstyle (Steg-PU, Hals-PU, beide PUs), Plektrum (dito), Slap (beide PUs, Hals-PU), Flageolett (Hals-PU, Steg-PU, beide PUs).


Happy Low-End

Cool, oder? Ich bin froh & glücklich, aus dem Jazz-Bass-Hals, den Harald mir vererbt hatte, einen so tollen Bass geschraubt zu haben. Inzwischen habe ich testweise ganz andere (!) Saiten aufgezogen. Auch schön. Verrate ich später mal, was das für Saiten sind.

Das war der (vorerst) letzte Teil von JAZZ SPASS. Irgendwann demnächst geht’s mit mindestens genauso aufregenden Themen weiter, versprochen. Bis dahin allen alles Gute – stay tuned!

107 JAZZ SPASS (Teil 3)

Der Rausch

Als der Bass-Hals fertig vorbereitet war, ging es anschließend tatsächlich sehr schnell weiter. Aber keineswegs unüberlegt und planlos. Das wäre für mein Schrauben-2.0-Projekt ja auch alles andere als angemessen gewesen!

Ich bin ja schließlich lernfähig. Und habe beim Zusammenbau meines Schraub-Precis eine Menge gelernt. Vor allem darüber, wo meine handwerklichen Grenzen sind – Grenzen, die allerdings für die meisten Bass/Gitarren-Schrauber*innen gelten, wie handwerklich begabt sie auch sein mögen. Denn gewisse Dinge gehören einfach in professionelle Hände. Weil man sie mindestens (!) 100 Mal gemacht haben sollte, bevor man sie sicher ausführen kann.

Die gute Frage

Da ich Bass-Body und -Hals aus separaten Quellen bezogen hatte, gab es eine offene Frage für mich: Wie gut passen sie zusammen – wenn überhaupt? Bei meinem Schraub-Preci hatte Rüdiger Ziesemann Hals & Halstasche sauber & perfekt aufeinander abgestimmt, da sitzt bis heute alles super. Auch die Vorbohrungen für die Halsbefestigungsschrauben in der Halstasche waren schon gemacht – und saßen natürlich an den genau richtigen Stellen für den Hals. Easy-peasy bzw. easy-preci!

In gebraucht gekauften Jazz-Bass-Body waren auch schon Bohrungen vorhanden. Sogar eine für eine potenzielle Halswinkel-Einstellschraube (statt Shim). Am Halsende waren keine Löcher zu sehen, er war also bisher nirgendwo verschraubt worden. Nun ist es zwar so (wie schon einmal ausgeführt), dass in der Fender-Welt die klassischen Maße einigermaßen (no pun intended) standardisiert sind. Was den riesengroßen Teilmarkt für Fender-Instrumente ja erst ermöglicht. Doch beim einfachen Zusammenhalten/stecken von Hals und Body war schnell sichtbar: Da ist ein bisschen Spiel. Wirklich nur ein winziges bisschen. Aber ein Winkel, der hier vielleicht nur einen halben Millimeter verschoben ist, kann ziemlich starke Auswirkungen haben – das war mir klar. Vor allem auf den geraden Lauf der Saiten über den Hals und über den Body & die PUs zur Brücke.

Die gute (?) Idee

Also musste ich irgendwie prüfen: Sollte ich den Hals in der Halstasche des Body diesen halben Millimeter nach links oder besser nach rechts orientiert verschrauben?

Und dafür hatte ich tatsächlich eine Idee.

Zuerst habe ich dafür den Body schnell ein paar Schritte weiter fertig zusammengebaut – d. h. die verschiedenen Teile (bis auf die zugekaufte Control Plate mit Elektronik) installiert. Das sah dann so aus:

Let it zwing

Und das war meine Idee: Ich setze den Hals in die Tasche ein, fixiere ihn mit den Schraubzwingen – und ziehe testweise ein bis zwei (alte) Saiten auf!

Und, was soll ich sagen: Es hat funktioniert!!! 😁

So sah das aus:

Ready to rumble!
Straight to the point

Der Saitenzug war gerade – und auch die Höhe des Halses in der Halstasche passte ziemlich perfekt: Die Saiten lagen nicht auf den PUs auf, sondern verliefen so darüber, wie sie sollten. Leo sei Dank!

Und die Saiten konnten sogar schon gut klingen – der Hals war offensichtlich gerade.

Halleluja!

Ich hatte also den richtigen Winkel für das Einpassen des Halses in die Halstasche gefunden. Und gab mir Mühe, die Verschraubung entsprechend sorgfältig in dieser Position vorzubereiten.

Bei den Vorbohrungen im Hals war ich seeehr vorsichtig. Ich musste mehrmals Nachbohren, um die Halsschrauben korrekt reinzukriegen, und sie saßen/sitzen sehr, sehr fest. Ist aber alles gut gegangen!

Dann begann der rauschhafte Teil meines Schrauben-2.0-Projekts – das Ding wollte fertig werden! Sofort!!

Hurra!

Der Jazz Bass war fertig! Unglaublich! Es hatte alles super funktioniert – besser, als ich gedacht hatte! Und das Ergebnis gefiel mir auch optisch ausgesprochen gut:

Tim schraubt Bass – again!

Ich musste natürlich noch einige Einstellarbeiten vornehmen. Vor allem die Halsschraube musste ordentlich (!) Umdrehungen bekommen, bis der vom Saitenzug arg gekrümmte Hals wieder gerade war. Aber auch das funktionierte! Am Ende glich ich alles (was ich eigentlich schon wusste) nochmal mit Bert Gerechts neuem Bass-Setup-Kompendium ab, das ich mir gekauft hatte. Sicher ist sicher!

Und dann … funktionierte auch elektrisch alles auf Anhieb – und der Bass klang sogar sehr gut! 😊

Wie es weiterging, wo ich noch (wie erwartet) externe Hilfe brauchte und wie toll ich diesen Bass fand & finde, erfahrt ihr im nächsten Teil von JAZZ SPASS – stay tuned!

106 JAZZ SPASS (Teil 2)

Die Ölprinzessin

Rein grammatisch gesehen sind Gitarren feminin und Bässe maskulin. Aber in meinem Kopf ist bei Bässen eine Binnen-Differenzierung, warum auch immer: Fender Precis sind männlich, Fender Jazz Bässe sind weiblich. Liegt es an ihren Formen? An den (ziemlich genderklischeehaften) (B)Assoziationen ”Preci = fürs Grobe” & ”Jazz Bass = fürs Feine”? Woher kommt das? Egal. Isso. Bei mir jedenfalls. Deshalb also diesmal eine Ölprinzessin, analog zum letzten Mal.

Ich habe keinen Ahnung, aus welchem Holz der Bass Body (vgl. Teil 1) gefertigt ist. Aus mindestens vier Teilen, wie’s aussieht. Er ist aber relativ leicht. Das hier hatte Marius, von dem ich den Body gekauft habe, dazu geschrieben:

”Corona” – schon gegoogelt? 😁

Das Holz wirkte trotz ”Satin Finish” eigentlich eher unbehandelt. Also habe ich einfach mal das restliche Öl rausgesucht, das ich damals für den Preci ausgewählt hatte. Und losgepinselt.

Hand hoch: Wer dachte als Kind, es hieße ”Berndstein”? – Niemand?? Oh.

Das Holz nahm die Ölung mit dem Bernstein-Öl recht dankbar auf, hatte ich den Eindruck. Das machte Mut. Also am nächsten Tag gleich die Nachbehandlung mit dem Hartöl Spezial:

Sticky Dingers

Ich ließ das alles ausreichend lang einziehen und trocknen. Das Ergebnis gefiel mir schon sehr gut:

In der Halsposition wäre sogar Platz für einen Humbucker.

Aaaaaber.

Ich wollte schon fast mit dem Schrauben weitermachen, da fiel mir auf & ein: Da war doch beim letzten Mal noch was! Und zwar Wachs. Fast vergessen. Das damals benutze Möbelwachs war aber schon alle. In den Tiefen unserer unermesslichen häuslichen Wunderkammer (aka ”Dachboden”) fand ich noch ein anderes (und uraltes) Möbelwachs. Roch ’n büschn komisch, aber egal. Rauf damit:

Preis noch DM (obsoletes Zahlungsmittel, gerne auch mal nach ”Corona” googeln, vgl. Teil 1).

Das Zeug musste dann auch nochmal gut antrocknen. Was mit Gelegenheit gab, mich schon mal mit dem Hals zu beschäftigen.

Schlag auf Schlag

Der Hals war ja noch rundum ”nackt”, was so nicht bleiben konnte. Übrigens: Lackiert ist er schon, eine Öl/Wachs-Behandlung war also nicht nötig. Zuerst wollte ich die Boston-Mechaniken installieren. Was erfahrungsgemäß einigen Stress verursachen kann. Und, klar, diesmal war’s auch wieder der Hammer:

Hammer-on

Aber es ging gut. Etwas schwerer als beim Preci, hatte ich den Eindruck, aber ich hatte vorher den Durchmesser der Hülsen ausgemessen. Und war mir sicher: Die Boston-Mechaniken müssen passen. Auch wieder ein Aspekt von Leo Fenders Erbe: Im E-Bass-Bereich sind Precision Bass und Jazz Bass ewige Standards. Über die Jahrzehnte hat sich für beide ein immens vielfältiger Markt für Austausch- und Ersatzteile entwickelt, der sich natürlich an den klassischen Parametern der Instrumente orientiert. Das macht die Sache – und mein Projekt – erheblich einfacher.

Fertig behülster Hals

Gezwungenermaßen

Nicht lange fackeln: Die Mechaniken müssen ja noch festgeschraubt werden. Ohne Vorbohrungen. Und möglichst ohne Verwackelungen.

Beim letzten Mal hatte ich mir dafür Schraubzwingen ausgeliehen. Diesmal wollte ich endlich eigene haben. Kann man ja immer mal gebrauchen. Also online bestellt. Bin recht zufrieden damit.

Nein, es scheint zwar so, aber die Fender Service Quality ist eigentlich nicht fürn Arsch.

Ich habe für die weitere Fixierung der Mechaniken auf eine recht pragmatische Lösung gesetzt:

Krepp as Krepp can

Hat super (!) funktioniert! Kurz darauf hatte ich alle Schrauben drin. Und keine einzige locker (anders als beim ersten Mal).

Beflügelter Hals

Ich merkte jetzt schon: Der Bass wird wohl eher kopflastig. Leichter Body und nicht gerade Lightweight-Mechaniken oben dran. Aber egal, darum geht’s mir ja nicht. Ziel ist ja nur, dem von Harald geerbten Basshals eine würdige Existenz aufzubauen. Und ich glaube tatsächlich, dass der Hals das beste bzw. hochwertigste Teil meines neuen Jazz Basses ist. Und da der Hals bei E-Gitarren und -Bässen von ausgewiesenen Experten (vgl. hier ab 1:05:30) als wichtigster Part für den Ton bewertet wird, ist das doch fein so.

Rauschende Freude

Der gewachste Body war inzwischen gut getrocknet. Glänzendes Ergebnis:

Honig? Bernstein? Egal, wunderschön.
Ready to rumble. Bzw. schraubl.

Alle Teile waren jetzt also bereit! Was dann passierte, kann ich eigentlich nur mit „Der Rausch” betiteln. Davon erzähle ich euch im nächsten Teil von ”JAZZ SPASS”, der nach der Weihnachtspause erscheinen wird. Meine Güte, so viel los hier im Blog wie schon lange (!) nicht – stay tuned!